Das Licht in unseren Händen

Bei meinem Familienurlaub in Schweden vor ein paar Jahren habe ich neben dem Werk von Selma Lagerlöf auch das Werk des Literaturnobelpreisträgers Tomas Tranströmer für mich entdeckt. Daraus fasziniert mich das Gedicht Aufrecht ganz besonders, weil es den Zauber unserer Hände auf so wunderbare Weise in Worte zu kleiden vermag. Vielleicht gefällt es Ihnen auch, deshalb möchte ich hier einen Auszug aus dem Gedicht mit Ihnen teilen:

„In einem Augenblick von Konzentration gelang es mir, das Huhn zu fangen, ich hielt es in den Händen. Sonderbar, es fühlte sich nicht recht lebendig an: […].

Ich trug das Huhn zur Einzäunung und ließ es los. Es wurde plötzlich sehr lebendig, erkannte sich wieder und sprang den Regeln gemäß. Der Hühnerhof ist voller Tabus. Aber der Boden ringsum ist voller Liebe und Zähigkeit. Zur Hälfte von Grün überwachsen, eine niedrige Steinmauer. Wenn es dämmert, fängt die hundertjährige Wärme von den Händen, die sie bauten, aus den Steinen zu leuchten an. […]“*

*zitiert aus: Tomas Tranströmer: Sämtliche Gedichte. Aus dem Schwedischen von Hanns Grössel. Carl Hanser Verlag, 1997, S. 117.